Dienstag, 8. Juni 2010

Sparprogramm der Landesregierung Schleswig-Holstein

Von Frederike Kiesel
Elite, Exzellenz, Wettbewerbsfähigkeit… dies sind Wörter, die heute viel verwendet werden, wenn jemand über Hochschulen spricht. Doch was die schwarz-gelbe Landesregierung innerhalb ihres Sparprogrammes umsetzen will, lässt an jeder Wettbewerbsfähigkeit zweifeln:

Das Medizinstudium an der Universität Lübeck soll samt seinen Studiengängen für Molekular-Biologie, Medizintechnik und Medizin-Informatik geschlossen werden. Ab dem Wintersemester 2011/2012 sollen keine neuen Studierenden aufgenommen werden.
Auch in Flensburg sollen die Studienzweige der Wirtschaftswissenschaften geschlossen werden.
Zusätzlich sollen die Universitätskliniken Kiel und Lübeck privatisiert werden.
Nachdem bereits der Schleswig-Holsteinische Universitätsrat geschlossen zurückgetreten ist, weil er weder seine Bemühungen noch seine Stellung berücksichtigt fühlte (CDU und FDP nannten den Rücktritt „nicht nachvollziehbar“), finden mittlerweile täglich Demonstrationen vor dem Kieler Landtag gegen die geplanten drastischen Kürzungen statt.

Denn neben diesen Einsparungen an den Universitäten werden noch in diversen anderen Bereichen Kürzungen geplant. Außerhalb der eigenen Reihen (was die BILD als einziger Pressevertreter ausschließlich positiv bewertet) sind besonders die Bereiche Kultur, Umwelt und Bildung betroffen. Beinahe die Hälfte der dänischen Schulen in Schleswig-Holstein muss mit einer Schließung rechnen, das beitragsfreie dritte KiTa-Jahr soll wieder abgeschafft werden und alle Zuschüsse für die Schülerbeförderung sollen gestrichen werden.

Peter Harry Carstensen (Ministerpräsident Schleswig-Holstein, CDU) blickt zufrieden auf seine Vorreiterrolle. Dem FOCUS sagte er: „Ich empfinde einen gewissen Stolz darüber, dass wir die Ersten sind, die begriffen haben, was zu tun ist.“

Angesichts des vollständigen geplanten Sparprogramms kann einem nur übel werden. Die spürbaren Auswirkungen werden tiefgreifend sein und die bereits herrschende Unzufriedenheit ganz sicher nicht kurieren. Es bleibt nur zu hoffen, dass das Sparpaket angesichts der dünnen Mehrheit der schwarz-gelben Koalition im Landtag von nur einer Stimme nicht durchkommt, da es vielleicht auch in den eigenen Reihen den ein oder anderen Kritiker gibt.

Aber in Zeiten von Bildungsgipfeln, -protesten und Unibesetzungen ist solch ein Vorgehen nicht zuletzt ein eindeutiges Zeichen dafür, wie viel (oder eher wie wenig) Respekt und Beachtung den Studierenden und Hochschulangehörigen tatsächlich geschenkt wird in ihrem Bestreben, aus unseren Universitäten und Hochschulen in Schleswig-Holstein etwas Exzellentes, Elitäres und Wettbewerbsfähiges zu schaffen.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite